Über deutschetageworonesch

Deutsch bewegt - Deutsche Tage in Woronesch 2011

Deutscher Regisseur zu Besuch in Woronesch

von Nailja Dschawadowa

Im Rahmen der deutschen Tagen in Woronesch wurde der Film „Lost Paradise“ des jungen deutschen Regisseurs Sebastian Heinzel vorgeführt. Es handelt sich in diesem Film um eine Frau Olga, die aus Pripyat, der Schlafstadt nahe des Kernkraftwerks Tschernobyl stammt. Diese Stadt war das Paradies für Olga. Im Sommer brachte der Vater eimerweise Pilze nach Hause, schüttete diese in die Badewanne und Olgas Mutter putzte sie, um sie dann in großen Einmachgläsern im Keller aufzubewahren. Der Familie ging es gut, die Kinder verlebten eine glückliche Kindheit. Aber am 26. April 1986 explodierte Reaktor 4 und veränderte das Leben der 8-Jährigen und ihrer Geschwister sowie unzähliger nachfolgender Generationen für immer. Einen Tag nach dem Unglück wurden alle Einwohner nach Kiew evakuiert – kaum einer ahnte damals, dass er nie wieder zurückkehren würde in die einstige Heimat. Olgas Vater wurde zusammen mit hunderttausenden weiteren Helfern als Liquidator am Unglücksort eingesetzt. Letztendlich bezahlt er jedoch wie viele andere mit seiner Gesundheit und schließlich mit dem Leben. 22 Jahre später entschließt sich Olga zusammen mit ihrem Ehemann Iwan zur Rückkehr an den Ort, wo ihre Familie die Zukunft verlor. Sebastian Heinzel begleitet das Paar auf diese Reise in die Vergangenheit, von der Olga schließlich ein leeres Pilzglas und die Nachricht eines Freundes aus Kindheitstagen vorfindet, an den sie die Erinnerung bereits verloren hatte. (http://lostparadise-themovie.com/download/LOST_PARADISE_PRESSEMAPPE.pdf)

Nach der Filmvorführung hat Nailja Dschowadowa den deutschen Regisseur Sebastian Heinzel interviewt und dabei herausgefunden welche Schwierigkeiten und Überraschungen es beim Drehen von „Lost Paradise“ gab.

Warum haben Sie diesen Film gedreht?

S. Heinzel: Ich habe den Film gedreht, weil ich als Kind eine Erinnerung an Gänseblümchen habe. Ich habe sie gegessen, aber eines Tages hat mir meine Mutter gesagt, dass ich sie nicht mehr essen darf. Es war ein Tag nach Tschernobyl. Und seitdem sehe ich die Welt anders. Ich habe das schon als Kind gemerkt. Dieses Gefühl hat mich immer begleitet und dann habe ich Olga kennen gelernt. Deshalb habe ich den Film gedreht.

Was wollten Sie in diesem Film zeigen?

S. Heinzel: Ich wollte meine Generation zeigen, wie dieser Unfall auf uns gewirkt hat. Olga hat sehr viel verloren: die Heimat, den Vater, die Gesundheit, aber sie hat ihre Liebe getroffen.

Wie lange haben Sie an dem Film gearbeitet?

S. Heinzel: Etwa ein Jahr. Einen Monat haben wir in der Ukraine gedreht, einen Monat in Brasilien und dann die andere Arbeit, die der Film mit sich gebracht hat.

Auf welche Schwierigkeiten sind Sie beim Drehen gestoßen?

S. Heinzel: Es war schwierig mit der Familie von Olga am Anfang zu drehen, weil die Mutter nicht mitmachen wollte. Eigentlich hat Olga das auch nicht so gerne gemacht. Und ich brauchte Zeit, um Vertrauen aufzubauen.

Vielleicht war es auch schwer im Ausland zu drehen?

S. Heinzel: Ja, genau. Wir mussten eine große Distanz überwinden und ich kann nicht so gut Russisch sprechen, wie man im Film hört, deswegen habe ich einen Übersetzer gehabt.

Ist etwas interessantes oder ungewöhnliches beim Drehen passiert?

S. Heinzel: Ich war sehr erstaunt, als Olga in der Wohnung in Pripjat eine Nachricht an sie gefunden hat. An der Wand ihrer früheren Wohnung hatte ihre Jugendliebe ihr die Telefonnummer hinterlassen. Er war wohl zwischenzeitlich auch einmal in seinen alten Wohnblock zurückgekehrt. Olga und er hatten sich nach der Atom-Katastrophe aus den Augen verloren. Wir waren verwirrt, weil es so unrealistisch war.

Warum haben Sie entschieden, eben diesen Film bei den deutschen Tagen in Woronesch zu zeigen?

S. Heinzel: Ich habe das nicht selbst entschieden. Ich wurde eingeladen, diesen Film zu zeigen.

Vielen Dank für das Interview.

Der Text entstand beim Journalismus-Workshop der Deutschen Tage Woronesch 2011 unter der Leitung von Cigdem Gül und Kristin Mehnert.

Schöne Gegenwart, goldene Zukunft?

mit den deutschen Künstlerinnen Nahla Küsel und Kathrin von Ow aus Leipzig. http://www.aundv.org/category/lindenow/page/2/

FESTIVAL

 

Inputvortrag mit anschaulichem Bildmaterial aus der Galerie A und V Leipzig und den Projekten der beiden Künstlerinnen und Gesprächsrunde zum Thema berufliche Perspektiven für AbsolventInnen von Kunstakademien und geisteswissenschaftlichen Studiengängen (z.B. Kulturwissenschaften), „Berufe“, für die es keine vorgefertigten „Berufsbilder“ gibt in Deutschland und Russland.

 

 

Filmworkshop mit Regisseur Sebastian Heinzel

Dreht euren eigenen Kurzfilm! So ist das Motto des Filmworkshops. Die Teilnehmer sind Studierende der WGU und der WGPU und haben sich in Gruppen zusammengefunden und eigene Ideen und Storyboards entwickelt. Unter Anleitung von Jung-Regisseur Sebastian Heinzel haben sie während des 4-tätgigen Workshops erfahren, wie man eine Kamera bedient, wie man ein Film-Konzept schreibt und wie ein Film im Schnitt bearbeitet wird. Wenn die Filme rechtzeitig fertig sind, werden sie im Kino Spartak um 18.00 Uhr in Saal 3 vor dem Film „Lost Paradise“ gezeigt.

Der Workshop und die Filmvorführung sind gefördert im Rahmen des Grenzgänger-Programms der Robert Bosch Stiftung.

Die Deutschen Tage sind eröffnet!

Eröffnungsfeier im Karl Marx Palast mit Studierenden und Schülern, die das Programm gestaltet haben. Hier der Deutsch Club der WGU/RGF.

Zu Gast: Jürgen Gabbert, ein Vertreter der Partnerschaft zwischen dem deutschen Landkreis Wesermarsch in Norddeutschland und Woronesch.

Vertreterinnen unseres Projektpartners Ekonivaagro, der die Deutschen Tage unterstützt, in der Mitte Julia Kretinina.